Mehr als 2 Jahrzehnte nach der legendären Magura HS77 hat Magura die Nachfolger der hydraulischen Felgenbremse herausgebracht: Die RT8 und ihre kleine Billigschwester die RT6. Was damals in den 90er Jahren noch mit Rennradbremsgriffen ausgeliefert wurde kommt heute entweder mit Zeitfahrgriffen oder mit einem Konverter auf Seilzug. Klar: Die Bremsgriffe mit Schaltung arbeiten meistens mit Seilzug und kein Rennradfahrer will die teuren STIs aufgeben, deshalb der Konverter. Ob das Sinn macht muss jeder für sich entscheiden: Der Weg der Bowdenzüge ist zumindest kurz und sollte nur wenig Reibung erzeugen. Man kann also auch mit Konverter noch von einer relativ guten Bremsleistung ausgehen. Bei Zeitfahrrädern kommen stylische Zeitfahrgriffe, beim Zeitfahrrad schaltet man ja eh entweder mit Endschaltern oder elektronisch.
Wie auch die HS77 kommt die RT6/RT8 mit einem Kolben aus, der im Unterschied zur HS77 vertikal sitzt. Bei beiden Bremsen kommen zwei Gelenke ähnlich wie bei einer U-Brake zum Einsatz: Bei den RTs drückt der Kolben nach oben, und ein Dreieck schiebt die Arme oben auseinander. Eine ähnliche Technik wie bei meinen uralten Adamas AX von Shimano, aber wesentlich besser gelagert.
Die Wartung - wenn überhaupt notwendig - ist sehr benutzerfreundlich geworden: Die beiden für die Entlüftung notwendigen Schrauben sind gut zugänglich, und man hat eine realistische Chance, das Prozedere ohne größere Sauerei über die Bühne zu bringen. Ausprobiert habe ich jetzt aber noch nicht, nach dem Verlegen der Leitung im Lenker und dem Kürzen der Leitung halten sich die Lufteinschlüsse im System in Grenzen. Der Druckpunkt wirkt noch ganz gut. Trotzdem will ich die beiden Bremsen noch mal entlüften, wenn ich fertig bin mit der Montage. Für's Hinterrad werde ich wohl mal die Bohrmaschine am Rahmen ansetzen müssen, um die Leitung ins Oberrohr zu bekommen.
Achso, noch einen entscheidenden Unterschied gibt es zwischen der HS77 und den RTs: In den 90ern fuhr man ja eher Reifen mit 18 bis 22mm, und so wird es bei der HS77 extrem eng, wenn man einen 23mm-Reifen fahren will. Dicker als 23mm geht definitiv nicht. Das wäre an und für sich ja kein Problem, wenn man heute noch 20mm-Reifen zu fairen Preisen bekommen würde. Aber die bezahlbarsten Reifen haben zur Zeit eher 23mm. Die RT läßt ziemlich dicke Reifen zu, wer noch mehr Platz haben möchte der kann die HS33 R Urban kaufen, das ist scheinbar eine noch breitere Version dieser Felgenbremse.
So, jetzt habe ich auch die hintere Bremse montiert und mich gleich mal darüber aufgeregt, dass die in Kooperation mit Cervélo entwickelte Bremse erst mal nicht montiert bar war an meinem P3. Na gut, 2005, als mein P3 gebaut wurde hat wohl noch keiner an die RT6 gedacht. So habe ich den Zuggegenhalter hinterm Steuerrohr nicht rausbekommen, ist evtl. geklebt oder so. Ich habe kurzerhand ein 5,5mm-Loch reingebohrt, wenn wirklich irgendwann eine Seilzugbremse rein soll dann muss man halt die Hülle komplett durchlegen. Hinten wird die Bremse dann ja an so eine Platte geschraubt, die wiederrum in den Rahmen eingeschraubt wird. Für diesen Schritt musste ich die Bremse zunächst via Spacer ein wenig vom Rahmen wegbringen, damit man noch an die Befestigungsschraube kommt. Diese Inbus-Schraube tauscht man dann am besten gegen eine Sechskantschraube aus, weil man auch mit Spacern nur von der Seite an die Schraube kommt.
Jetzt bin ich echt mal gespannt wie sich die neue Bremse bremsen läßt, aber da aktuell Winter ist wird sich eine erste Probefahrt noch ein bisschen hinziehen.
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