45 Teams fuhren 24 Stunden mit Klapprädern im Kreis um die Wette. Das Wetter war relativ gut, es war zwar schweinekalt, aber dafür ist es wenigstens weitgehend trocken geblieben. Insgesamt also gute Bedingungen, und so war das Renntempo der Veranstaltung wesentlich höher als im Vorjahr. Das Siegerteam hat mit 1897 Runden bzw. 835 km eine krasse Leistung erbracht, die einem Stundenmittel von 35,81 km/h entspricht. Gefahren wird mit Klapprädern, die im Kern über 30 Jahre alt sind!
Selbstverständlich muss man ein paar Dinge am Klapprad ändern, um hier erfolgreich zu sein: Die Übersetzung sollte vor Allem für die hohen Geschwindigkeiten passen. Dann sollte man sich unter den gegebenen Umständen die beste Sitzposition schaffen, die man irgendwie erreichen kann mit so einem komischen Gefährt, das ursprünglich für schnelle Fahrten vom Wohnmobil bis zum Toilettenhäuschen gedacht war. Wenn man sich dann noch einen Satz adäquate Reifen besorgt, dann steht dem Unternehmen World Klapp eigentlich schon nichts mehr im Weg. Klar versteht es sich von selbst, die Räder auf irgend eine Art und Weise zu individualisieren, sodass dem Zuschauer neben dem Rennen auch eine Parade einzigartiger Klappräder präsentiert wird.
Und so steht man dann samstags abends um 18 Uhr am Start, der dem klassischen Le-Mans-Start nachempfunden ist. Kaum eine Minute nach dem Startklatscher aus der Startklappe geht es richtig zur Sache! Das Feld erreicht in der ersten Phase des Rennens nicht selten Geschwindigkeiten über 40km/h. Jedes Team muss sich in dieser Phase richtig ins Zeug legen um sich in der Wertung gut zu positionieren. Jede Runde wird per Transponder gezählt, und so gilt es, sich am schnellen Zug festzubeißen und bei diesem Wahnsinn mitzumachen: Eine Kreiselformation, die sich anfühlt wie eine Endlosschleife, und wo Runde um Runde eingesammelt wird, die Zeit aber nicht zu vergehen scheint. Fällst du aus der Gruppe raus, ziehen die Raubtiere ohne dich weiter, natürliche Selektion. Man versucht sich in den nächsten Zug einzureihen. Bloß nicht minutenlang im Wind fahren, das ist Selbstmord!
In der Nacht wird es bitter! Es ist kalt, Du würdest gerne schlafen, die Musik ist aus. Eine komisch ruhige Athmosphäre herrscht rund um die Bahn. Die Lichter der vorbeifahrenden Klappräder erzeugen eine sich bewegende Lichterkette. Wenn der Fahrer, den Du ablösen sollst in die Wechselzone reingeschossen kommt, mit dem Vorderrad gegen die dort als Barriere aufgestellte Holzbank knallt und Dich abklatscht, dann weißt Du, dass für Dich die Ruhe für Dich solange vorbei ist, bis Du selbst gegen die Holzbank knallst, um Deine Ablöse möglichst zeitsparend abzuklatschen. In der Zwischenzeit jedoch sucht die Kälte nach undichten Stellen, um durch Deine Kleidung in Dich einzudringen. Bei 1°C und dem Wind hält sich aber wenigstens der Schweißfluß in Grenzen. In der Nacht ist das Tempo im Gegensatz zur ersten Phase des Rennens etwas moderater.
Im Laufe der Fahrzeit wird die Lenkerposition, die durch die Vorgabe einen Originallenker zu fahren wenig Spielraum läßt, mehr und mehr unbequem. Die kleinen Räder spüren jedes Sandkorn auf und übertragen es als Impuls in Deine Hände. Es macht einen mürbe. Die Kälte trägt dann noch ihren Teil bei, und so fällt es sogar schwer, den Tacho nach einer Stunde fahrt anzuhalten.
Aber wenn man die ganze Zeit weit über 30 km/h fährt dann sammelt man auch schnell Kilometer, und so wundert es nicht, dass man nach dem Rennen mehr als 200km Klapprad gefahren ist. Es sorgt für ungläubige Reaktionen bei Leuten, die mit ihrem Klapprad bisher nur an die Eisdiele gefahren sind. Oder ans Toilettenhäuschen.
Schwer beeindruckt haben mich die beiden Jungs von Feuer.Wasser.Blitz, die wegen zwei Ausfällen das komplette Programm zu zweit gefahren sind, und damit auf Platz 12 gekommen sind. Nebenbei haben sie die schnellste Runde und die meisten Einzelkilometer pro Fahrer erreicht. Hut ab, zu vierte wären sie ganz vorne mit dabei gewesen!
Hat man seine Energie gut eingeteilt, so reicht es noch für ein paar Stündchen zu feiern. Jimi Hering ist mittlerweile eine feste Größe im "Klappsport" - die haben ein paar schöne klappradbezogene Liedtexte im Repetoire. Nach 24h mit wenig Schlaf und viel Sport kann eine Rieslingschorle wesentlich besser ihre Wirkung entfalten, hier gilt also auch: lieber ein bisschen im Windschatten fahren.
Nächstes Jahr gibt es kein "Le Schopp", weil der World-Klapp-Tross rund um den Pälzer Klappverein dann in Mannheim ist und man dort im Rahmen des 200-jährigen Jubiläums des Fahrrades einen spannenden World Klapp austragen will. Ich bin gespannt und werde Schopp in der Zwischenzeit sehr vermissen.
Schöner Bericht! So war‘s: "schweinekalt". Die Wechselzone war meiner Meinung allerdings wenig durchdacht. Sowohl die Einfahrt als auch die Ausfahrt hat ein unnötiges Sturzrisiko dargestellt: Schlecht sitzende Regenbleche und sandiger Boden. Hier hätten Matten und eine Markierungszone auf der Bahn sowohl bei der Einfahrt als auch bei der Ausfahrt mehr Sicherheit und Übersicht gebracht.
AntwortenLöschenDie Wechselzone ist tatsächlich nicht ideal, aber ich glaube nicht, dass man mit Matten einen sichereren Wechsel hätte realisieren können, und nach weit über 1000 Wechseln in 24h könnten diese auch vermutlich ziemlich abgenutzt sein. Ich würde vermutlich auf das persönliche Abklatschen verzichten, den meisten Teilnehmern wird man wohl einen fairen Wechsel zumuten können.
AntwortenLöschenIch denke es wäre wichtig, eine Abbiegespur und einen Beschleunigungsstreifen zu markieren. Es war nicht immer klar, ob jemand verzögert, weil er rausfährt. Manche haben es dazugesagt "ich fahr raus!" oder Handzeichen (links) gegeben. Aber redundanter wäre sicher ein am Boden markierter Bereich, den man als Nichtswechsler mit Tempo 40 einfach großräumig umfahren kann.
AntwortenLöschenUnnötig Risiko-fördernd – das habe ich von mehreren Seiten ebenfalls gehört – schien mir dieses absurd langsame Team mit diesen flatternden Umhängen. Zudem hatte ich das Gefühl, dass die Rennleitung gar keinen ersthaften Überblick hatte. Wenn Stürze passiert sind, gab es kein direktes Stop-Signal oder eine ernsthafte Durchsage. Das ist für so ein schnelles Rennen zu Laissez-faire. Einmal lag ein Rad und eine Trinkflasche nach einem Sturz mitten auf der Bahn rum, bis jemand es aus dem Publikum runtergezogen hat. Zum Glück waren gard kein großer Zug im Anmarsch. Das hätten die letzten Fahrer sicher zu spät gesehen.
Insgesamt muss man deutlich sagen: Das Fahrerfeld war kameradschaftlich. Bis auf wenig Fahrer, die z.B. hartnäckig links überholt haben. Solche Aktionen muss die Rennleitung meiner Ansicht im Keim ersticken. Kann sie aber halt nur, wenn sie einen Überblick hat und die Möglichkeit besitzt „Ansagen“ zu machen. Es war insgesamt interessant, spannend und sehr sportlich. Ich würde aber nur wieder mitfahren, wenn es professioneller (Rennleitung) ablaufen würde.
Ich gehe schwer davon aus, dass es dieses Rennen so auch nicht noch einmal geben wird, ähnlich wie es nur zwei Mal den WK in Friesenheim gab. Eine dritte Auflage würde zu einer noch größeren Spreizung im Fahrerfeld führen. Es sind schnelle Teams genauso gewollt wie die Lehrer mit den Flatterumhängen. Ich fand 45 Fahrer auf der Bahn teilweise zu viel, z.B. wenn zwei große Züge sich überholt haben und gleichzeitig an langsamen Einzelfahrern vorbei mussten. Dann gab es immer mal Fahrer, die nicht konsequent genug links gefahren sind. Alles kein riesiges Problem, wenn es einem nicht um eine top-Platzierung geht, aber für gut ein Drittel der Mannschaften ging es sicher auch um ein gutes Ergebnis.
AntwortenLöschenIch denke, Schopp wird es 2018 wieder sein, aber es wird ein anderes, sichereres Rennen geben. Oder es kommt doch das R.A.P. - RACE ACROSS PFALZ, über das viele spekulieren.