Einmal mehr aus der Zeit gefallen. Ich liebe retro. Ob Walkman, Laserdisc, Minidisc, alte Klappräder, Plattenspieler. Alte Dinge, die man irgendwie noch verwenden kann, aber auf keinen Fall verwenden muss, üben eine gewisse Anziehungskraft auf mich aus. Neueste Erungenschaft:
Der Samsonite-Aktenkoffer.
Viele Menschen fanden solche Koffer in den 80ern schon spießig. Taucht man damit im Jahr 2025 irgendwo auf, dann triggert man sofort Emotionen, hauptsächlich bei Menschen, die älter sind als ich. Denn ich war zur Blütezeit des Samsonite-Koffers noch im Kindergarten, und da hat man maximal einen kleinen Rucksack dabei gehabt.
Das gute Stück ist mir in der Geschenkebox im Wertstoffhof ins Auge gesprungen. Mir war irgendwie sofort klar, dass ich ihn haben MUSS. Catrin schaute schon etwas skeptisch, und ich muss gestehen, auch mir war der Gedanke etwas fremd, von nun an meinen Rucksack, in dem ich die Utensilien für die Arbeit bisher verstaut habe, gegen den kleinen schwarzen Hartschalenkoffer zu tauschen. Wie würden die Menschen reagieren? Ich bin also mal ganz vorsichtig damit ins Büro und habe den Koffer recht kommentarlos in der Ecke abgelegt und aufgeklappt: Das Laptop liegt dann im Boden, nebendran das Netzteil, während sich in einem Fach im Deckel mit Remarkable2, mein Englischbuch und ein Notizblock befinden. Davor befinden sich kleine Fächer für Visitenkarten. Auch so ein Relikt. Nunja, am zweiten oder dritten Tag ging es langsam los, dass mich Leute meist mit einem Lächeln auf den Koffer angesprochen habe, und ich ihnen immer fröhlich erklärt habe, dass ich den Koffer gefunden habe und er mich sofort in seinen Bann gezogen hat. Manche erzählten mir aus ihrer Jugend,wo sie selbstverständlich auch so einen Koffer hatten.
Jetzt nach gut zwei Wochen ziehe ich ein positives Fazit. Mittlerweile habe ich auch den Schlüssel nachbestellt, es gibt dafür einen Onlinehändler. Was jetzt noch fehlt sind die Initialen auf den beiden Schlössern: Früher gab es hier passgenau Klebebuchstaben, heute könnte man ein P-Touch ausdrucken und passgenau zuschneiden. Ich tendiere aber dazu, vielleicht kleine Portraits meiner Töchter reinzukleben, um den Koffer zu "personalisieren". Eigentlich muss man ihn aber im Jahr 2025 nicht personalisieren, weil man eh der einzige Idiot ist, der mit so einem Koffer rumrennt.
Viel wichtiger ist es, auf die Oberseite irgend einen Sticker anzubringen, damit man ihn nicht überkopf öffnet.