Montag, 23. Januar 2012

23.1.2012: Frage: Wie viel Titan-Anteil geht an einem Fahrrad?

Antwort: Rund 33%


Heute habe ich ein weiteres Fahrradteil durch ein Titan-Teil ersetzt, nämlich die bereits erwähnte Sattelstütze. Damit ist neben dem Rahmen, der Gabel, dem Gepäclträger und dem Vorbau sowie der Flaschenhalter und einiger Schrauben auch das Sattelrohr aus der pflegeleichten Legierung. Wenn man die Titan-Masse an dem vermeindlichen "Titan-Rad" addiert, kommt man auf gerade mal ein Drittel der Gesamtmasse. Viele Teile sind schlicht nicht möglich in Titan, bzw. manche Teile können nur teilweise aus Titan sein. Beim Sattel beispielsweise macht das Sattelgestellt in Titan Sinn, aber kaum jemand möchte beispielsweise auf Titanblech als Satteldecke sitzen... Obwohl: gibt es sowas? Logischerweise sind Reifen auch nicht aus Titan. Um bei den Laufrädern zu bleiben: Speichen aus Titan sind möglich, es gab in den 90ern auch mal welche von DT Swiss, die DT Titanium MMC. Leicht aber ohne Vorteile gegenüber konventionellen Stahlspeichen. Stichwort Felgen: Früher waren Felgen aus Holz (z.B. Hickory) und Stahl, jeder erinnert sich wohl noch an seine Kindheit und diese verchromten Felgen mit diesen fiesen Riffeln in der Bremsflanke. Alu-Felgen wurde ab den 70ern immer beliebter und zum jetzigen Zeitpunkt haben sie den größten Marktanteil. Dank diverser Legierungen und Beschichtungen wie z.B. Keramik sind sie extrem haltbar bei einem Gewicht rund um 400g pro Stück. Bei Felgen sind mir keine Titan-Produkte bekannt. Auch Speichen-Nippel kenne ich nicht aus Titan. Die meisten Nippel sind aus Messing, die leichten sind aus Alu. Bei den Naben eignet sich Titan für die Achse und für den Freilaufkörper. Nabenkörper sollten aus Alu sein (leichter), und die Lager aus Stahl oder Keramik. Bei Schnellspannern eignet sich Titan wiederum sehr gut.
Wenn man Titan-Teile am Rad kritisch hinterfragt, dann gibt es für kaum ein Teil wirklich gute Argumente: Am besten dürfte der Rahmen abschneiden: Hier kann man mit einem ähnlichen Verhalten wie Stahl sprechen, bei ähnlich guter Langlebigkeit und einer wesentlich besseren Korrosionsbeständigkeit. Titanrahmen müssen wohl als einzigste Rahmen nicht lackiert werden. Gabeln, Sattelstützen und Vorbauten sehen einige kritisch, hier gibt es definitiv keine Gewichtsvorteile. Bei der Sattelstütze bin ich persönlich mal gespannt auf den Fahrkomfort, die wird bestimmt ganz gut unter meinem Gewicht wippen. Der Hersteller "Titanflex" hat sich diesen Charakter von Titan zu Nutze gemacht und ein Softride-ähnliches Rad mit einer horizontalen Sattelstütze aus Titan gebaut.
Einen Lenker aus Titan würde ich persönlich gerne mal ausprobieren, ich bin aber nicht bereit dafür exorbitant viel Geld auszugeben. Wenn ich also mal günstig einen bei eb** finden sollte dann werde ich ihn mir wohl kaufen.
Kurbeln aus Titan sind extrem selten, es gab mal einen Garnitur von "Cook Bros" und auch Morati verkauft solche Kurbeln. Bezahlen kann man diese seltenen Stücke kaum, für das Geld bekommt man ein gutes, gebrauchtes Komplettrad. Alu und Carbon sind wesentlich sinnvoller, leichter, billiger, steifer.Bei den Pedalen wiederum kann man auf Achsen aus Titan zurückgreifen, wobei viele Hersteller dort ein Fahrergewicht unter 90kg empfehlen. Ähnliches gilt für Tretlagerwellen, die aber so gut wie ausgestorben sind. Heute kommt die Welle ja fest an der Kurbel daher, sodass das Tretlager sich nur noch auf die Lagerschalen und die Kugellager beschränkt.
Einige Titan-Schrauben am Rad sind sinnvoll: Bei meinem MTB sind die Befestigungschrauben am Gepäckträger aus Titan, die V-Brake-Schrauben an den Canti-Sockeln und die Flaschenhalterschrauben. Auch am Vorbau kann man Schrauben aus Titan verwenden, theoretisch auch an der Sattelklemme.
Bei den Schrauben sollte man sich mit den verschiedenen Titan-Graden auseinander setzen und sich bewusst sein, dass eine Stahlschraube i.d.R. mehr kann.
Mein Gepäckträger aus Titan macht für mich Sinn, weil er nur rund 200g wiegt und ich ihn so immer drauf lassen kann. Für das geringe Gewicht hat er eine enorme Zuladung von 30kg, eine Ameise ist also ein Scheißdreck dagegen! Wer am Ende der Welt eine Tour plant sollte auf ein Material zurückgreifen, was mit einfachen Mitteln repariert werden kann: Da bleibt dann nur Stahl übrig.
Bei meinen Titanflaschenhaltern ging es um's Prinzip: Wer wirtschaftlich denkt kauf sich irgend einen Flohmarkt-Flaschenhalter für 1EUR, ich müsste eigentlich nur in den Keller gehen und mir einen meiner ehemals 46 rosa Flaschenhalter montieren. Aber die King Cages sind handmade in USA und standesgemäß.

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