Bin zur Zeit in Berlin und habe das Brompton dabei. Genau dieses Szenario ist der eigentliche Anwendungsfall für ein Klapprad mit sehr kleinen 16"-Laufrädern: Mit dem Rad in den ICE und vor Ort mobil sein. So weit die Theorie. In der Praxis sind die Radwege in Berlin teilweise sehr schlecht, vor allem, wenn man sehr kleine Räder hat. Trotzdem habe ich jetzt, während meines Aufenthalts, mit dem Brompton die 2000km-Marke überschritten. Eine ausreichende Distanz für ein erstes Resumé:
1. Haltbarkeit:
Obwohl ich eigentlich zu schwer bin für das Brompton, hat der Rahmen ohne erkennbare Anzeichen von Schwäche die ersten 2000 km überstanden. Ich habe direkt am Anfang das Elastomer der Hinterrad-Dämpfung gegen eine Feder getauscht, die ich auf mein Körpergewicht gerechnet habe.
2. Reifen:
Mit den Reifen habe ich ein wenig experimentiert, und setze jetzt auf Schwalbe Marathon. Die sind vielleicht nicht die beste Wahl, was den Rollwiderstand angeht, aber sie sind sehr robust und ein bisschen resistent gegen Platten. Vorher hatte ich die profillosen Schwalbe Kojak, die auf jeden Fall besser rollten und wesentlich cooler aussahen, aber sie hatten auch ein paar Nachteile: Zum einen ist die Karkasse mega empfindlich und absolut inkompatibel mit einem Seitenläufer-Dynamo. Die Lauffläche selbst wies einige Schnitte auf, als ich den Vorderreifen nach ca. 1700 km abmontiert habe.
3. Licht:
Die Lichtanlage habe ich gleich zu Anfang gegen eine LED-Anlage getauscht, es ist glaube ich auch ziemlich egal, was man da kauft. Bei mir war es ein Busch und Müller EYC mit 50 Lux, und ich muss tatsächlich sagen, dass der Lichtkegel ausreichend ist, um im Dunkeln zu fahren. Hinten ist ein LED-Rücklicht dran, ich glaube auch von B&M. Den Seitenläufer habe ich vor ca. 300 km gegen einen Nabendynamo von Dahon getauscht, der liefert die notwendigen 3W sehr solid und läuft halt immer so mit. Meistens habe ich das Licht auch tagsüber an.
4. Schaltung
Die Sturmey Archer 3-Gang-Nabe ist wirklich gut, und mit der Ünbersetzung kann man zum einen gut mit über 30 km/h cruisen, aber auch leichte Anstiege schaffen. Bis 6% geht es ganz gut, bei steileren Anstiegen quält man sich schon ein wenig. Perfekt wäre eine Schaltung mit etwas mehr Bandbreite, wobei ich die Brompton-Lösung mit 3-Gang-Nabe und 2-fach-Schaltwerk nicht unbedingt haben möchte.
5. Sattel
Gleich zu Anfang habe ich den "veganen" Brook Cambrium montiert, der wirklich bestens zu dem englischen Rad passt. Sehr zufrieden, auch wenn sich die gewebte Decke anfängt, ein wenig aufzulösen. Trotzdem ein schöner Sattel.
6. Lenker
Der M-Lenker ist beim Brompton meiner Meinung nach die beste Wahl. Der Alulenker ist dabei so leicht, dass es sich eigentlich nicht lohnt, hier einen alternativen Lenker einzusetzen. Wenn es einen Nachteil dieses Lenkers gibt, dann ist es der mangelnde Platz: Es ist schwierig, beispielsweise noch ein Garmin am Lenker zu montieren, aber der billige Sigma-Tacho passt dran.
7. Bremsen
Die Originalbremsen (von 1998) waren recht schwach, sodass ich mit dem Remake vor 300 km neue Griffe (auch Brompton) und optisch ansprechende CNC-gefräste Bremsen aus China montiert habe. Die Bremsleistung ist ein bisschen besser geworden, aber halt immer noch auf Seitenzugbremsniveau. Weil das Rad ein paar mal im Regen gestanden hat, wurden die Chinabremsen ein bisschen schwergängiger, was sich ein wenig auf die Fähigkeit der Bremsen, sich zurückzustellen, ausgewirkt hat.
Fazit:
Das Brompton ist weiterhin das beste Klapprad für mich. Es hat das kleinste Packmaß und ist trotzdem recht gut zu fahren. Weil es überwiegend aus Stahl ist, ist es ein sehr stabiles und haltbares Rad. Über den Neupreis kann man streiten, aber so what, ich habe es ja gebraucht gekauft. Aber als Jobrad hätte ich es mir auch zugelegt.
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